Gleichstellungsbeauftragte Nicole Musiol zum Frauen-Café anlässlich des Internationalen Frauentags:
Dass der kürzlich begangene Internationale Frauentag nicht nur weiterhin seine Berechtigung hat, sondern auf absehbare Zeit eine Notwendigkeit bleibt, machte die Rommerskirchener Gleichstellungsbeauftragte Nicole Musiol jetzt bei der traditionellen Feier dieses Tages im mit knapp 60 Teilnehmerinnen bestens gefüllten Ratssaal deutlich.
„Es ist das Ziel, es ist unser Ziel, dass die Gleichstellung aller Geschlechter endlich Wirklichkeit wird; denn erst dann ist Jede und Jeder frei, sich zu entfalten“, betonte Nicole Musiol das nach wie vor nötige Engagement in diese Richtung.
Dass in der aktuellen Situation selbst sicher geglaubte Errungenschaften wie das erst 1918 durchgesetzte Frauenwahlrecht von Rechtsextremisten zur Disposition gestellt werden, ist hierfür nur ein Beispiel. „Rechtsextremismus und Antifeminismus gehen Hand in Hand“, warnte sie vor Illusionen über die Gefährlichkeit dieser Bewegung.
Angesichts des Trends zum Rechtspopulismus „werden die Stimmen von Frauen dringender denn je gebraucht“, appellierte die seit mehr als 20 Jahren amtierende Gleichstellungsbeauftragte an ihre Zuhörerinnen.
Mit Blick auf das „Superwahljahr“ 2024 mit der Europawahl im Juni, drei Landtagswahlen im September und zahlreichen Kommunalwahlen rief sie dazu auf, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und „einer der demokratischen Parteien“ die Stimme zu geben.
„2024 könnte damit zum Schicksalsjahr für Frauenrechte werden, wenn das Europaparlament als Zentrum der europäischen Demokratie weiter nach rechts rutscht und auch in den Bundesländern rechte Parteien Wahl-erfolge feiern“, so Nicole Musiol weiter.
Auch ohne die extremistische Bedrohung der Demokratie gibt es nach den Worten von Nicole Musiol noch Arbeit genug, bis das Ziel der Gleichstellung tatsächlich erreicht sei.
Die prinzipiell begrüßenswerte Digitalisierung habe leider auch das Potenzial hier entgegenzuwirken: „Wenn Digitalisierung die Ungleichheiten der Welt immer weiter dupliziert, dann nehmen diese Ungleichheiten sogar zu und nicht ab“, so die Gleichstellungsbeauftragte.
„Rund um den Globus ist Armut überwiegend weiblich, Vermögen dagegen überwiegend männlich“, fuhr sie fort und belegte
dies mit Zahlen für die „eigentlich“ reiche Bundesrepublik.
Allein in Deutschland gibt es laut Statistik 156 Milliardäre, aber nur 18 Milliardärinnen.
Auf der anderen Seite sind 40 Prozent der alleinerziehenden Mütter auf Bürgergeld an-gewiesen, weil ihr Einkommen nicht reicht“, stellte die Rednerin fest.
Kinder zu haben, dürfe kein Armutsrisiko sein. Vielmehr sei die Tatsache, dass es vielfach nach wie vor anders ist, „ein Armutszeugnis für unser Land, und das müssen wir beenden“, sagte Nicole Musiol, für die es wichtig ist, „dass es endlich die Kindergrundsicherung gibt.“
Die hieraus folgende Konsequenz lautet: „Nur eine Gesellschaft, in der sich alle frei entfalten können, ist eine freie Gesellschaft. Wir brauchen nämlich den bunten Reigen aller Talente- und wir brauchen sie unter anderem auch in der Wirtschaft.“
Willkommen heißen konnte Nicole Musiol bei der Feierstunde zum Internationalen Frauen-tag auch das Autorinnen-Duo Sigrid Konopatzki und Sylvia Filz: Beide haben soeben ihr 52. gemeinsames Buch auf den Markt gebracht und sorgten mit ihrer kurzweiligen Lesung für beste Unterhaltung ihres Publikums, das sie mit lang anhaltendem Beifall honorierte.